YACHT-Redaktion
· 19.02.2025
Ob Werftchef, Konstrukteur oder Segelmacher – fast alle Akteure der Sportboot-Industrie haben mit ihrer Berufswahl die persönliche Leidenschaft zu ihrer Beschäftigung gemacht. Wenn Helge von der Linden, Michael Schmidt und die vielen anderen Charaktere nicht gerade im Büro oder auf ihrer Arbeit sind, verbringen auch sie ihre Zeit am liebsten auf dem Wasser. Doch auf welchen Schiffen pflügen die Macher der deutschen Betriebe über Elbe, Mittelmeer und Co? Wir haben in einer Befragung mit den unterschiedlichsten Personen gesprochen und stellen Ihnen hier eine Auswahl vor. Lesen Sie hier auch den zweiten Teil des Reports. In einem eigenen Artikel verraten wir zudem, welche Schiffe die YACHT-Redakteure segeln.
Sein Traumboot ist eine 1931 in den USA gebaute, über Deck 18,80 Meter lange Ketsch aus Holz. Die liegt in Barth, wenn sie nicht in Dänemark, Norwegen, Schweden, Estland oder auf der Schifffahrtsregatta unterwegs ist. „Bounty“ entstand nach einer Konstruktion von Herreshoff. Jedoch von Lewis Francis, dem Sohn der Legende, des Magiers von Bristol Nathanael Greene, und ein Meister ausgewiesen harmonischer Linien. Der Junior bezeichnete GFK als „frozen snot“ (gefrorene Rotze) und qualifizierte damit den Werkstoff ab, mit dem Schmidt groß wurde. Aber der liebt privat Holz und traditionelle Linien. Neben „Bounty“ bereedert er noch ein 17 Meter langes Mobo aus den 50ern, einen Meteryacht-Klassiker hat er wieder veräußert, aber der Drachenklasse ist er treu und segelt die Winterserie vor Palma de Mallorca.
Erstaunlicherweise ist der Diplom-Ingenieur einer der wenigen aktiven Segler im gehobenen Management einer deutschen Werft: Stefan Zimmermann kam erst 2022 nach Greifswald und ließ sich bei der Bewerbung zusichern, dass er Zeit für die Mittwochsregatten in Stralsund finden würde. Die bestreitet er mit seinem Dragonfly 28 Performance, der heißen Version des ohnehin heißen Trimarans. Den nutzt er auch zum Fahrtensegeln in der Ostsee, zuweilen geht es per Trailer aber auch schon mal ans Mittelmeer. Von den recht einfach zu erzielenden 15 bis 19 Knoten seines Mehrrumpfbootes will er sich in dieser Saison jedoch verabschieden und mit einem Boot aus seiner eigenen Produktion Flagge zeigen. Denn Zimmermann geht künftig mit der neuen Sportversion der Hanse 360 auf die Regattabahn.
Die Grand Soleil 40 „X-Play“ wird sowohl von Morten Nickel und seiner Freundin gesegelt als auch von Nickels Eltern. „Wir sind mit ihr schon auf den verschiedensten Regatten gestartet“, sagt der Segelmacher und zählt auf: „Nordseewoche, Kieler Woche und Weltmeisterschaften.“ Seit 2001 habe die Familie über 90.000 Seemeilen mit ihrer „X-Play“ geloggt. Sogar in Russland und Portugal waren sie mit ihr schon.
Schnell sollte es sein und allen Fahrtenkomfort bieten. Weil ihm aber nicht gefiel, was der Markt dafür zu bieten hatte, setzte sich Daniel Baums Traumschiff immer konkreter vor seinem inneren Auge zusammen. Bis er einen Konstrukteur und den Bootsbauer Jan Brügge mit der Umsetzung seiner Wünsche beauftragte. Vom ersten Entwurf an konnte der Eigner den Bau der formverleimten Yacht begleiten und Vorstellungen, wie die von Nachhaltigkeit, einbringen. Entstanden ist ein wirklich individueller Racer, den Baum mit seiner engagierten Crew schon erfolgreich über die Regattabahn gesteuert hat. Für die Familie aber bietet die „Elida“ unter Deck von der Heizung bis zum Kühlschrank alles, was das Herz begehrt.
Seine „Kokkola“ kam vor etwa 15 Jahren in die Hände von Henning Mittelmann. Die Swan 46 erblickte aber bereits 1986 das Wasser der Welt. Die Vorbesitzer segelten das Boot auf ausgedehnten Reisen und Regatten. Da Mittelmann hauptsächlich mit seiner Familie unterwegs ist, mussten einige Änderungen vorgenommen werden. Ein Bug- und Heckstrahlruder erleichtern das Manövrieren, Lazy-Jacks, ein neuer Autopilot und elektrische Schotwinschen ermöglichen es, auch mit kleiner Crew zu segeln.
Mit ihrer „Naja“ segeln von der Linden und seine Frau ein Stück Bootsbaugeschichte. Denn der Halbtonner ist die erste Serienyacht, bei deren Bau Epoxid zur Anwendung kam. Und zwar in England. Auf der boot Düsseldorf 1979 stellten von der Lindens Eltern als Agenten der Whisstock’s Boatyard die Naja 30 aus. Freunde hatten das als Cruiser-Racer beworbene Boot zuvor gekauft. Seither ist Wesel der Heimathafen, und vor zehn Jahren kauften von der Lindens die „Naja“ vom Sohn des Ersteigners. Seither segeln sie mit ihr abwechselnd auf der Ostsee, in Holland oder nach England – wenn Helge von der Linden nicht gerade auf seinem 10-Meter-Katamaran unterwegs ist. Der wurde in den USA von den Gougeon-Brothers gebaut, die das Epoxidharz im Bootsbau populär machten.